Historie

Die Geschichte der Ortsgemeinde Frankenstein reicht bis ins hohe Mittelalter zurück: Die erste urkundliche Erwähnung findet sich aus dem Jahr 1146. Ein Helenger von Frankenstein wird bei der Gründung des Klosters Ramsen genannt. Das Dorf Frankenstein samt seiner Geschichte ist, wie so viele Dörfer, die unter ihren Burgen entstanden sind, eng mit der gleichnamigen Burg verbunden. Ganz in der Nähe des Ortskerns liegt das Diemersteiner Tal, das heute auch zur Ortsgemeinde Frankenstein zählt. Mit der wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden Burg Diemerstein sind es also zwei Burgen, die Frankenstein geprägt haben. Beide Burgen stehen heute noch als stumme Zeugen der höfischen Kultur des Mittelalters im rheinfränkischen Sprachraum inmitten des Pfälzerwaldes; sie sind größtenteils frei zugänglich und können besichtigt werden.

 

Die Geschichte der Burg Frankenstein

Die Anfänge der Burg Frankenstein liegen wohl noch vor dem Jahre 1146. Die Spornburg erhebt sich noch heute in ihrer ruinenhaften Gestalt auf dem Felsen über dem Schlossbergtunnel der Bahnstrecke, die durch das Dorf Frankenstein führt. Bei der Burg Frankenstein, gelegen an den alten Grenzen der Diözesen Worms und Speyer, handelt es sich um einen der ältesten Adelssitze in der Region des Pfälzerwaldes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts bauten die Grafen von Leiningen, Schutzvögte des Klosters Limburg die Burg Frankenstein neben einer bereits bestehenden Warte. Aus dieser Zeit – zwischen 1204 und 1231 – sind die Namen der Ritter Marquard, Friedrich und Helenger von Frankenstein überliefert. Jene hatten damals ihren Wohnsitz auf der Burg. In den folgenden Jahren finden sich Nachkommen der Leininger Gefolgsleute, die bis Mitte des 14. Jahrhunderts die Burg als Wohnsitz nutzten. 1237 wurde die Burg bei der Teilung der Grafschaft von Leiningen an den Grafen Emich IV. übertragen. Die Lage der Burg an der in die Rheinebene führenden Straße erbrachte den Grafen auch willkommene Einnahmen durch die Zoll- und Geleitrechte, die es zu sichern galt.

In ihrer Geschichte wurde die Burg, bedingt durch die Spaltung des Leininger Grafengeschlechts in unterschiedliche Linien, an verschiedene Familien aufgeteilt; es wurden gar einzelne Burgteile veräußert. In der Konsequenz lässt sich erahnen, dass die verworrenen Besitzverhältnisse Auslöser für diverse Streitigkeiten waren, auch mit dem Kloster Limburg, denn die Burg stand auf dem Land des Klosters. Überliefert ist ein bedeutsamer Teil der Teilungsverträge, der die Streitigkeiten beenden sollten, aus dem Jahre 1416. Hier wurde die Burg in Teilen Graf Emich von Leiningen, den Herren vom Einselthum und dem Grafen von Nassau-Saarbrücken zugesprochen. Es gab jährliche Ausgleichszahlungen zwischen den Parteien sowie Gemeinschaftseigentum auf der Burg. Tatsächlich befriedete dieses Teilungskonstrukt die Streitereien in und um die Burg für eine geraume Zeit.

Wann genau die Burg zur Ruine wurde, ist nicht eindeutig zu bestimmen. Wohl kam es schon im 15. Jahrhundert zu Zerstörungen, es lassen sich aber Belege für Burgbewohner*innen Anfang des 16. Jahrhunderts finden. Es folgten allerdings weitere Zerstörungen, die dazu beitrugen, dass die Burg Frankenstein seit 1560 als unbewohnbar galt. 1703 wurde in der Schlosskapelle allerdings ein Gottesdienst abgehalten, den die französischen Besatzer initiiert hatten.

Auch die unbewohnte Burg wechselte seit Mitte des 16. Jahrhunderts rasch ihre Besitzer, die Grafen von Leiningen waren für eine Weile nicht mehr an der Burg beteiligt, aber als letzte Besitzer vor der »Franzosenzeit« sind erneut die Grafen von Leiningen überliefert sowie die Kurfürsten von der Pfalz, die Herren von Wallbrunn.

 

Die Geschichte der Burg Diemerstein

Die Burg Diemerstein liegt zwar in unmittelbarer Nähe zum Dorf und zur Burg Frankenstein, damit partizipiert sie zum Teil an der erlebten Geschichte der Burg Frankenstein aufgrund der räumlichen und zeitlichen Nähe; dennoch hat sich auf der Burg Diemerstein auch anderes zugetragen. So waren es nicht die Leininger, die hier die Vorherrschaft hatten. Mit der Burg Diemerstein erhalten sogar die Kreuzzüge Einzug ins beschauliche Glastal und nach Diemerstein: Rudigar von Dymarstein plante 1217, als er sich in finanziellen Streitigkeiten mit dem Kloster Otterberg befand, an einem Kreuzzug ins Heilige Land teilzunehmen.

Die Burg Diemerstein ist ebenso wie die benachbarte Burg Frankenstein eine Spornburg; sie thront auf einem steilen Fels in 280 m NHN Höhe und gewährt an der Weggabelung, die vom Diemersteiner Tal ins Glastal führt, einen weiten Blick hinab ins Tal. Rudigar von Dymarstein ist der erste Adelige, der sich nach der Burg benannte, der Beleg hierzu stammt aus dem Jahre 1216. 1250 ändern sich dann die Besitzverhältnisse – wie dies geschah, ist nicht überliefert. Von nun an sind es die Rauhgrafen, die über die Burg herrschen. Ritter Gundelmann von Saarbrücken wird als Burgmann eingesetzt. Die Burg Diemerstein bleibt aufgrund der dürftigen Überlieferungslage rätselhaft. Unter ihr lag kein Dorf, dafür ein großer Waldbezirk. Erst 1337 gibt es wieder eine urkundliche Spur, aus der sich ergibt, dass die Rauhgrafen weiterhin im Besitz der Burg waren. 1397 wurde die Burg Diemerstein dann zur Ganerbenburg, nachdem sie vorübergehend in den Besitz des Bischofs Kuno von Trier übergegangen war, und zwar in den Jahren 1380 bis 1389. Außerdem verkaufte der Rauhgraf drei Viertel der Wehranlage an diverse Adelige in der Pfalz. An seinen Schwager Phillip von Dun (Dhaun) vererbte er den Rest. 1418 liegt dann ein weiterer Kaufvertrag vor, hier veräußerte Phillip von Dun seinen Anteil an den Kurfürsten von der Pfalz. Mit der Überlieferung der Veräußerungen sowie einem detaillierten Burgfriedensvertrag gelingt es, die Eigentumsverhältnisse in dieser Zeitspanne gut zu rekonstruieren. Die Kurfürsten erwarben in der Folge den Großteil der Burg; drei Viertel gingen in ihren Besitz über. Außerdem besaßen die Herren von Weingarten den pfälzischen Anteil zum Lehen.

Das Jahr 1521 ist in der Geschichte der Burg explizit zu nennen: In diesem Jahr beherbergte Christoph Bonn von Wachenheim, Erbe der Herren von Weingarten, nämlich den Reformator Ulrich von Hutten auf der Burg Diemerstein.

Ohne weitere Erben der Burgherren fiel die Burg an die Kurpfalz zurück. Anfang des 18. Jahrhunderts gelangte sie in den Besitz der Grafen von Wartenberg, da jedoch war die Burg selbst bereits eine Ruine; die Grafen profitierten vom Wert des Diemersteiner Waldes bis in die »Franzosenzeit«. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarb dann der Baudirektor Paul Camille Denis (1796 bis 1872) die Burg Diemerstein. Der Burgbereich wurde 1845 umgebaut und am Fuße des Burgberges ließ der Eisenbahnbauer Denis die heute nach ihm benannte »Villa Denis«, in der 1861 im Rittersaal der »Pfälzische Turnerbund« gegründet worden war, in den Jahren 1848 bis 1852 errichten.

Heute sind Burgruine sowie die Villa und der angrenzende Park im Eigentum der Stiftung der Technischen Universität Kaiserslautern. Die Villa beherbergt nicht nur den Stiftungssitz, es finden auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Sie ist Tagungsstätte und bietet im sanierten und erweiterten Nebengebäude Raum für Übernachtungsgäste. Seither ist es außerdem über die Verbandsgemeinde auch möglich, im Rittersaal zu heiraten. Unter der Burgruine hat sich ein Ort für kulturelle Begegnung sowie der wissenschaftlichen Forschung entwickelt: Gegenüber der Burg, nahe der Beweidung ist beispielsweise ein Holzforschungslabor geplant. Wer sich 2020 auf der Burg befindet, blickt jetzt in einer Tal voller Entwicklung: Die ökologische Landschaftsgestaltung mittels Ziegen, Eseln, Rindern und Gänsen ist hier ebenso zu nennen, wie das wachsende Labor, der in seiner Bauweise innovative Holzpavillon und die Begegnungsstätte von Kunst, Kultur und Wissenschaft – mitten im Pfälzerwald.

 

Die Ortsgeschichte

Wie eingangs erwähnt, teilt das Dorf Frankenstein seine Geschichte mit der gleichnamigen Burg, die über dem Ort thront. Grundherren sind seit 1416 überliefert: Dorf samt Burg wurden von Else von Lützelstein und ihrem Mann Graf Hans von Leiningen-Rixingen an Graf Emich IV. von Leiningen-Hardenburg, Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken und den Ritter Diether Steb von Inseltheim verkauft. Eine Zollstelle wurde errichtet, denn das Dorf lag verkehrsgünstig. Allerdings wurde ohne Einverständnis des Kaisers Wegzoll erhoben. Konflikte zwischen den beteiligten Parteien (der Kurpfalz, den Leiningern und den Herren von Inseltheim sowie deren Besitznachfolgern, den Herren von Wallbrunn) entfachten sich im 15. und 16. Jahrhundert. Der ab 1607 am Reichskammergericht anhängige Streit brauchte Jahre zur Klärung.

Im Dorf wütete, wie nahezu überall in Europa, der Dreißigjährige Krieg. Von fünfzehn Familien im Jahre 1618, waren, so lässt sich den »Anmerkungen zur Burgen- und Ortsgeschichte« von Jürgen Keddigkeit und Roland Paul in Karl Liesers »Frankenstein und Diemerstein. Bilder aus alter Zeit« entnehmen, durch Tod und Vertreibung 1648 lediglich noch neun übrig. 1706 ging durch einen Tausch der nassauische Anteil Frankensteins an die Kurpfalz über und die Reformierten bauten Anfang des 18. Jahrhunderts eine eigene Kirche.

1745 ließ sich Siegmund Friedrich Ritter, der die verwitwete Thurn- und Taxis’sche Maria Elisabetha Diemer, geborene Seib, heiratete, im Dorf nieder. Bis ins Jahr 2012 stand am Eingang des Diemersteiner Tals unter der Teufelsleiter auch die spätbarocke Posthalterei, welche das Ehepaar 1763 errichtete. Das Gebäude musste aufgrund akuter Einsturzgefahr jedoch abgerissen werden; lediglich das unter Denkmalschutz stehende Kellergewölbe ist bis heute erhalten geblieben. Auch der Klafterthalerhof geht auf die Posthalterfamilie Ritter zurück; zunächst hieß jener Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene Hof im gräflich-wartenbergischen Klafterthal noch Ritterhof, auch bekannt unter Berg- oder Schulzenhof.

1787, so ist den »Anmerkungen zur Burgen- und Ortsgeschichte« weiter zu entnehmen, leben in Frankenstein bereits 74 Familien, insgesamt können 355 Personen gezählt werden. 1793 wurde dann auch in Frankenstein wieder gekämpft, genauer im Wald um Frankenstein, und zwar kämpften dort die preußischen Truppen unter General Blücher gegen die französische Revolutionsarmee. Die französische Besatzung 1794 traf im sogenannten »Plünderwinter« auch die Bevölkerung in Frankenstein.

1798, das linksrheinische Gebiet gehörte nun zum französischen Staat, wurde das französische Verwaltungssystem eingeführt. Frankenstein sowie Fischbach und Diemerstein, frühere wartenbergische Orte, sowie das ehemalige leiningische Waldleiningen gehörten nun zur Mairie Hochspeyer im Kanton Kaiserslautern. Der Hochspeyrer Gutsbesitzer Johann Theobald Ritter (1748 bis 1831), der aus der Posthalterei stammte, stand während der gesamten »Franzosenzeit«, so berichten Keddigkeit und Paul in ihren Anmerkungen, an der Spitze der Maririe. Ein Munizipal- bzw. Gemeinderat aus zehn Mitgliedern stand ihm zur Seite; diesem gehörten ab 1801 auch Bürger aus Frankenstein als Vertreter der Gemeinde an.

1818 wurde Frankenstein dann zur eigenen Bürgermeisterei erhoben und von der in Hochspeyer abgetrennt. Es schlossen sich hier Grenzstreitigkeiten zwischen den Gemeinden Fischbach und Frankenstein an, gehörte doch der Klafterthalerhof, den der Posthalter Ritter errichten ließ, ursprünglich zu Fischbach; in der »Franzosenzeit« aber wurde dieser der Gemeinde Frankenstein zugesprochen. Auch die 1822 Neufestlegung der Banngrenzen des Diemersteiner Waldes führte zu Problemen zwischen den Gemeinden. 1836 beendete dann eine Entscheidung der bayrischen Regierung den Streit: Der Diemersteiner Wald wurde im Verhältnis der in den jeweiligen Orten stehenden Häuser aufgeteilt. In den »Anmerkungen zur Burgen- und Ortsgeschichte« schreiben Keddigkeit und Paul von 49 Häuser in in Fischbach und damals nur 12 Häusern in Diemerstein.

Frühliberale Aktivisten trafen sich rund um die Zeit des Hambacher Festes (1882) in der Posthalterei Ritter. Unter ihnen befand sich u. a. Adolf Ritter (1794 bis 1863), aber auch der langjährige aus der mennonitischen Gemeinde stammende Peter Eymann (1789 bis 1855) sowie Paul Camille von Denis. Ebenso beteiligten sich daran der Frankensteiner Müller und Wirt Andreas Kölsch; dieser letztgenannte schloss sich dann auch 1833 einer Gruppierung an, die sich in und um Belleville in Illinois in den USA niederließen. Damit realisierten sich hier die bei den vielen Treffen auch oft diskutierten Auswanderungspläne in die USA.

Bedeutsam für die Gemeinde war der Bau der Ludwigsbahn von Ludwigshafen nach Bexbach (1845 bis 1849), da hier viele Frankensteiner – auch beim Tunnelbau – Arbeit fanden. Sie waren als Maurer, Steinhauer und Tagelöhner tätig. Keddigkeit und Paul heben in ihren Anmerkungen den 25. August 1849 als großen Tag für die Gemeinde hervor: Der Teilabschnitt Neustadt-Frankenstein wurde fertiggestellt.

Obwohl auch aus Frankenstein Bürger*innen in die USA auswanderten, wuchs die Bevölkerung der kleinen Gemeinde im 19. Jahrhundert. Keddigkeit und Paul halten 1800 insgesamt 414 Einwohner*innen fest, 1900 bereits 818; in 100 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl der Gemeinde fast verdoppelt.

Auch das Vereinsleben entwickelte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert rasant, wie Keddigkeit und Paul aufzeigen: Gleich mehrere Vereine gründeten sich 1890 in Frankenstein; und zwar der Konsumverein, der Protestantische Arbeiterverein, das Kasino, der Waffenbrüderverein, der Viehversicherungsverein und der Sozialdemokratische Verein. 1891 folgte dann der Gesangsverein, 1906 gründete sich eine Ortsgruppe des Pfälzerwaldvereins, 1910 der Turnverein, 1926 der Musikverein, 1927 der Sportverein und 1928 der Obst- und Gartenbauverein. Die Gemeinde selbst war überwiegend protestantisch geprägt. Bedeutsam für die Arbeit inmitten des Pfälzerwaldes war der Wald selbst und das an diesen gebundene Handwerk. Außerdem existierte von 1873 bis 1918 die von der Familie Ritter betriebene Gewehrschaftfabrik, die Arbeitsplätze bot, sowie von 1830 bis 1918 eine kleine Bierbrauerei am Eingang des Diemersteiner Tals. Die Steinbrüche rund um Frankenstein waren außerdem seit Mitte des 19. Jahrhunderts Arbeitsplatz für Menschen aus der Frankensteiner Bevölkerung.

Der Erste Weltkrieg brachte auch für Frankenstein eine Zäsur mit sich. Das Bevölkerungswachstum stoppte kriegsbedingt und die Bevölkerung musste, wie in anderen Orten auch, mit der schwierigen Kriegs- und Nachkriegssituation zurecht kommen. Dennoch gelang es 1920/21 die Gemeinde mit Elektrizität zu versorgen; 1929/30 folgte dann die gemeindliche Wasserversorgungsanlage. 1932 erfolgte die Grundsteinlegung für die katholische Kirche durch den Bischof von Speyer Ludwig Sebastian, der selbst 1863 in Frankenstein geboren worden war. 1933 weihte dieser die auf dem Platz der ehemaligen Synagoge erbaute Kirche.

Das Diemersteiner Tal wurde zu einem Zentrum der evangelischen Jugend der Pfalz; 1927 wurde hier auch ein Kindergarten für die Kinder aus Frankenstein angegliedert. Hierfür erwarb der Evangelische Fürsorgeverein Kaiserslautern, für die der Pfarrer Johann Jakob Hamm (1881 bis 1959) agierte, die Burgruine Diemerstein, die »Villa Denis« und das Sägewerk Goebels. Es folgten ein Kinderheim, eine Heimvolkshochschule und, bereits unter dem Nachfolger Hamms, Pfarrer Willi Lafrenz, ein Altenheim.

Heute sind die Burgruine Diemerstein samt »Villa Denis« und dem ehemaligen Gelände der Heime ins Eigentum der Stiftung der Technischen Universität Kaiserslautern übergegangen. Abermals erfährt das Diemersteiner Tal, nun zu Beginn des 21. Jahrhunderts, eine weitreichende Veränderung: Forschung, Wissenschaft, Kunst und Kultur sind mit der Stiftung ins Tal eingezogen und bereichern das Leben unter der Burgruine.

Doch zurück in die Vergangenheit der Ortsgemeinde: Wir haben das Jahr 1933 erreicht. Wie überall im damaligen Deutschland gab es auch in Frankenstein Menschen, die sich dem Faschismus unter Hitler und den Nazis anschlossen und es gab jene, die schweigend, ob nun aus Angst oder Gleichgültigkeit, der Entwicklung harrten. Wie genau Widerstände und Haltungen im Ort ausgefallen sind, ist nicht einfach zu rekonstruieren, doch muss die Gemeinde Frankenstein sich gleichsam aller anderen deutschen Gemeinden auch mit dieser unmenschlichen Zeit der Ortsgeschichte befassen. Uns Spätergeborenen obliegt die Aufgabe, das Unrecht und die Brutalität des Dritten Reiches in keiner Ausprägung je wieder zu dulden. Die Verantwortung für demokratische Werte, die Wahrung der Freiheits- und Menschenrechte sowie der Einsatz für die Würde eines jeden Menschen sind es, die wir als deutsche Bürger*innen aufgrund unserer nationalen Vergangenheit in besonderem Maße tragen.

Keddigkeit und Paul verweisen bzgl. der jüdischen Mitbürger*innen in Frankenstein während des Dritten Reiches – wohl aufgrund mangelnder Datenmenge – lediglich darauf, dass die letzten in Frankenstein lebenden Juden und Jüdinnen die Gemeinde gen Kaiserslautern verließen oder gar ins Ausland emigrierten. Ihre individuellen Schicksale sind nicht erwähnt. Keddigkeit und Paul berichten dann ausführlicher von den Kriegsmomenten in Frankenstein; dem Beschuss am 18. November 1944 durch Tiefflieger, bei dem drei Frauen an der Dreispitz getroffen wurden. In der Folge starben zwei Frauen, die dritte Frau wurde schwer verletzt. Auch von der Zerstörung des Sägewerks Theobald, der Bahnlinie, der Straße und der Ferngasleitung bei einem Bombenangriff am Eingang des Leinbachtals am 18. März 1945 berichten sie in ihren Anmerkungen. Der Einmarsch der amerikanischen Truppen am 20. März 1945 beendete dann für die Bevölkerung in Frankenstein den Zweiten Weltkrieg.

Mit dem Kriegsende und dem Beginn der Besatzung wurde der Kommunist Martin Mattil II. neuer Bürgermeister; die erste Gemeindewahl nach dem Zweiten Weltkrieg am 15. September 1946 konnte er für sich entscheiden. Abermals trug ein Krieg dazu bei, das Bevölkerungswachstum in der Gemeinde zu verlangsamen, doch der Zuzug von Vertriebenen und Flüchtlingen aus dem Osten trug zu einem schnellen Zuwachs bei. Aufgrund des Wohnraumbedarfes entstand ab 1952 ein Neubaugebiet an der Dürkheimer Straße, die »Rußhütte«.

 

 

Jüdische Geschichte in Frankenstein

Dieser Abschnitt wählt bewusst keine täterbezogene Überschrift; zumal sich die Geschichte der jüdischen Bürger*innen in Frankenstein nicht auf eine kurze – in ihrem Schrecken und in ihrer Grausamkeit allerdings viel zu lange – Zeitspanne begrenzt. Jüdische Mitbürger*innen lebten lange vor 1933 in dem kleinen Dorf im Pfälzerwald. Die Ortsgemeinde Frankenstein möchte sich an die ehemaligen jüdischen Mitbürger*innen erinnern, ihnen die Aufmerksamkeit zu wenden, nicht jenen, die sie verfolgten. Sich außerdem an die Unmenschlichkeit der NS-Zeit zu erinnern, ist unser aller Aufgabe, um dem lebensverachtenden Faschismus nie wieder Raum zu gewähren. Die NS-Zeit ist Teil der Frankensteiner Geschichte, die jüdischen Bürger*innen waren und sind unsere Mitmenschen und von ihnen soll, soweit die Quellen dies gestatten, berichtet werden:

Jürgen Keddigkeit und Roland Paul lassen in ihren Anmerkungen zur Ortsgeschichte wissen, dass im Jahre 1800 sechs jüdische Familien, insgesamt 29 Personen, in Frankenstein lebten. Dabei handelte es sich um die Familie des Abraham Henel sowie dessen Sohn Henel Abraham, Löw Liebmann, Salomon Levi, Jacob Kaufmann und die Witwe »Simons Wtb. Vogel«. Mit dem napoleonischen Namensdekret von 1808, so heißt es weiter, nahmen 27 Frankensteiner Juden einen festen Familiennamen an. Bereits 1834 seien 51 Juden gezählt worden, 1847 dann 60 Juden in zehn Familien.

Sie alle verließen Frankenstein gen Kaiserslauter oder emigrierten aus Deutschland, um dem Nationalsozialismus, der Deportation und Ermordung zu entgehen.

 

 

Täuferspuren in Frankenstein

Seit 2018 erinnert eine Gedenktafel am aus dem Jahre 1822 stammenden Hirtenhaus in Diemerstein an die zu den Täufern gehörenden Mennoniten im Tal. Bereits nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) begann eine Einwanderungswelle der Mennoniten aufgrund der Verfolgung der Täuferbewegung im 16. und 17. Jahrhundert. Ein aus der Schweiz stammender Gläubiger dieser Gemeinschaft errichtete 1687 die Mühle am Glasbach bei Diemerstein neu; daraufhin entstand in Diemerstein eine kleine Täufergemeinde, die auch ihre Gottesdienste in der Mühle abhielt. Peter Eymann, späterer Mühlenbesitzer in Diemerstein und Angehöriger der mennonitischen Gemeinde, erbaute zusammen mit seiner zweiten Frau Susanne, geborene Goebel, 1842 ein Wohngebäude nebst Ölmühle in der Ortsmitte. Sichtbare Spuren haben die Täufer nur wenig hinterlassen, das sogenannte Goebelshaus wurde allerdings 1957 von der Ortsgemeinde Frankenstein erworben und zu mehreren Wohneinheiten umgebaut. Peter Eymann war außerdem Bürgermeister in Frankenstein und darüber hinaus pfälzischer Landtagsabgeordneter in München während der Revolution 1848.

Stummer Zeuge der mennonitischen Gemeinde ist der mennonitische Friedhof am Eingang des Glastals in der Nähe der »Villa Denis«. Anfangs durften die Mennoniten ihre Verstorbenen noch auf dem protestantischen Friedhof bestatten,  im Laufe der Zeit mussten diese jedoch jenseits der Landstraße nach Fischbach überführt werden. Im Zuge der geänderten gesellschaftlichen Stimmung entschieden sich die Mennoniten in Diemerstein, für ihre Toten eine eigene Begräbnisstätte anzulegen. Es war Jakob Engel, der im Jahre 1783 der mennonitischen Gemeinde Diemerstein ein Grundstück im Glastal zur Verfügung stellte. Er war dann am 24. August 1796 auch der erste, der auf diesem Friedhof beigesetzt wurde. Erhalten ist von den frühen Holzkreuzen nichts, es sind jüngere Gräber der Eymans und Goebels, deren steinerne Grabsteine man heute noch entziffern kann.

 

Gelebte Tradition in Frankenstein: Der Sommertag

»Strih, Strah, Stroh, de Summerdaach is do!«

Noch heute wird in Frankenstein das Brauchtum der Winterverbrennung gelebt. Zu Beginn des Frühjahrs ziehen Jugendliche alljährlich durch die Ortsgemeinde und singen das Sommertagslied. Neben der Bitte um eine kleine Spende wird das Glück ins Haus gewünscht. In der mit Sommertagsstecken ausgerüsteten Gruppe der Jugendlichen befinden sich auch der in Efeu gehüllte Sommer und der Winter im Strohkostüm.

Im Anschluss kämpfen Winter und Sommer auf dem Schulhof vor dem Bürgerhaus gegeneinander. Ohne die Spannung nehmen zu wollen: Jahr für Jahr siegt hier der Sommer und es ist an dem Winter, sich zu verabschieden. Dieser wird am Ende symbolisch verbrannt. An die traditionelle Veranstaltung ist seit einigen Jahren in Frankenstein der Ostermarkt im Bürgerhaus angeschlossen.

Beim Sommertag handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Tradition heidnischen Ursprungs. Dass vorab die Jugendlichen durch den Ort ziehen und um Gaben bitten, hängt wohl auch mit den Heischenbräuchen zusammen: Wenn am Ende des Winters die Vorräte zur Neige gingen, waren es die Kinder, die durch die Straßen zogen, um zu bitten und zu betteln. Einerseits war der Brauch des Sommertages und der damit verbundenen Winterverbrennung als heidnische Tradition verpönt, andererseits konnte sich dieser Brauch jedoch behaupten bzw. erfuhr eine Wiederbelebung um das Jahr 1800 herum. Unter Beobachtung stand der Sommertag dann nach dem Hambacher Fest. In den Jahren der beiden Weltkriege gab es keine Sommertagszüge, mancherorts verschwanden die Züge auch ganz aus den Gemeinden. Auch der Versuch der politischen Vereinnahmung der Sommertagszüge durch die Nationalsozialisten soll nicht unerwähnt bleiben.

Die Ortsgemeinde Frankenstein ist im Zuge der Brauchtumspflege daran interessiert, alte Traditionen zu erhalten und so heißt es alljährlich in der kleinen Gemeinde mit den zwei Burgruinen: »Strih, Strah, Stroh, de Summerdaach is do!«

 

 

Verwendete Literatur zur Geschichte:

»Anmerkungen zur Burgen und Ortsgeschichte« von Jürgen Keddigkeit und Roland Paul in: »Frankenstein und Diemerstein. Bilder aus alter Zeit« von Karl Lieser, Verlag Franz Arbogast, Otterbach 1996.

 

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